HM, Power, Speed & Thrash

Nun, bei SAHIN weiß ich ehrlich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Lachen, weil hier jemand seine Linie voll durchzieht, nicht nach links und nach rechts schaut, sondern einfach nur das macht, was ihm Freude bereitet. »Lie to me« ist sowas von antiquiert und gegen den Zeitgeist, daß es eigentlich schon wieder cool ist. Der Haken daran ist aber, daß die zehn Songs exakt so klingen, als ob es sich um schlecht klingende Demos von »Keeper of the 7 Keys Part 2« handelt. Und das ist dann eigentlich schon wieder eher zum Heulen ...

Pussy-Metal bieten STONECREEP aus den Staaten nun wirklich nicht, aber die ausgebrannten Häuser auf dem Front- und der Panzer auf dem Backcover sind dann vielleicht doch ein wenig zu dick aufgetragen. Irgendwie ist es eine Mischung aus traditionellem Heavy Metal, Thrash und Speed. Die Gitarrenarbeit ist sehr ansprechend, teilweise sogar filigran (und erinnert stellenweise an MEGADETH). Die Vocals sind überwiegend melodisch, nur selten wird gegrowlt. Checkt »The Deathmrach crushes on« ruhig mal an ...

CRIMES OF PASSION dagegen bieten ihrer Klientel genau das, wonach sie verlangt. Melodischen Singalong-Metal nämlich. Die Produktion von Charlie Bauerfeind dürfte da Aussage genug sein. Stellenweise geht es ein wenig bombastisch zu, dann wiederum wird stromlinienförmiger Melodic Metal irgendwo zwischen HELLOWEEN und PINK CREAM 69 geboten. »To die for« ist solide aber ohne große Überraschungen.

"Der beste Thrash, den ich seit langer Zeit gehört habe", sagt kein geringerer als Dan Swäno. Und der sollte es ja iegentlich wissen. "Deathlike Thrash'n'Roll" nennen MOSFET dagegen selbst ihre Musik. Vielleicht klingt ihnen Thrash Metal zu anrüchig. Kann ich verstehen, wenn ich die Legionen von schlechten 80er Kopien mit noch schlechteren Möchtegern-Repka-Covern sehe. Davon sind MOSFET auf ihrer CD auch meilenwert entfernt. Sie bieten Rüpelmetal mit extrem Speed/Blast-Attacken. Erbarmungslos.

Zusammenstellung: Matthias Mader

 

Aus Israel stammen HAMMERCULT und lassen somit gleich die Exotenfreaks aufhorchen. »Anthems of the Damned« trash recht räudig aus den Boxen, doch leider schaffen es die 5 Jungs nicht, der Mucke wirklich Gesicht zu geben. Zwar räumte man den ersten Platz bei der »Wacken Metal Battle 2011« ab, doch ob man sich längerfristig durchsetzen kann bleibt fraglich, da das kurzzeitige Thrash-Rivival auch schon wieder an Fahrt verloren hat. Und HAMMERCULT fehlt einfach die Griffigkeit, nur Lärm reicht eben nicht. Für mich beliebig austauschbar.

333 Singles dürften nicht lange reichen. Die verschwinden gleich in den Sammlungen der Maniacs. Doch betrachtet man den Inhalt, enttäuscht die »Victorious in defeat« der im Underground seit einiger Zeit rege aktiven CONQUEST OF STEEL. Die Songs schwächeln irgendwie herum, der Gesang nölt und ich denke mir, muß ich mal wieder die volle CD anhören. Vielleicht habe ich ja was in den Ohren. Und die Livesongs schließen sich dem an. Das hatte ich aber anders in Erinnerung. Hier scheppert jedenfalls gar nichts.

Ein Grundsolides Debüt liefern die schwedischen Melodic Metaller von LAST KINGDOM ab. »Chronicles of the North« erfindet nichts neu und hat auch den Hang zur Übertreibung, doch schaffen sie es weitestgehend, dem Drang nach Verzuckerung nur bedingt nachzugeben. Manchmal ist der Chorgesang arg hoch, manchmal das Keyboard zu klimprig. Es gibt jedoch massenweise schlechtere Bands, die ihre Scheiben völlig zugekleistert haben. Und so bin ich durchaus in der Lage, in diesem Zusammenhang nicht von Kinderlied-Metal zu reden. Schaut aber die Melodien nicht zu genau an. Auch hier gibt es den ein oder anderen kleinen Ausrutscher, der in Richtung Kindergarten zeigt. Aber eben nicht dort landet. Würd ich mir jetzt nicht permanent anhören, aber gegen den ein oder anderen Durchlauf ist nichts einzuwenden.

Eigentlich gäbe es keinen Grund, »To the Death 84« von VOI VOD zu erwerben. Es ist das Anfang 84 entstandene Demo. Das Material dürfte allseits bekannt sein. Aber ja, es ist mittlerweile ein paar Jahre her und somit gibt es zwei, drei Fans, die das Demo nicht in irgendeiner Weise haben und es gerade in der Mitte bis Ende der 80er todnudelten. Erstaunlich ist die Qualität des Material, welches im Proberaum entstand. Hat man wohl ein bißchen nachgeschraubt, oder? Klingt irgendwie mindestens wenn nicht besser als das Debüt. Da das ziemlich rauh produziert wurde, ist die Meßlatte eigentlich nicht hoch. Aber billige Taperecorder im Proberaum hatten i.d.R. doch einen noch räudigeren Sound zum Ergebnis. Da das Material offiziell ist, ist es eigentlich schade, daß das Booklet ziemlich dünn ausgefallen ist. Ein paar Fotos, einige Randzeichnungen von Away, das Democover und das war es auch schon. Dürftig! Sei es drum. Mit 15 Tracks gehörte das Demo damals zu den löblichen Ausnahmen, was das musikalische Angebot betrifft. Üblich waren drei, vier oder vielkleicht fünf Songs und manchmal gab es sogar nur ein oder zwei. Für zu spät Gekommene die Chance, den Klassiker zu verhaften. Es gibt sogar Value for Money...

Die BRAINDEADZ sitzen tief in der alten Thrashzeit. Sie gehören zu jener Sorte von neuen, frischen Bands, die ruppigen Rüpelthrash spielen, wie zu jener Zeit, als er seinen Siegeszug antrat. Unbekümmertes Drauflosholzen, wilde Spielfreude ... technische Raffinessen sind Poserkram. »Born from Damnation« erfreut immer wieder, auch wenn es irgendwo primitiv erscheint. Was soll's? Abgewichstes, professionelles Konstruktionsdenken zerstört jeden Ansatz von Freude. Das ist es. Und genau das ist es, was solche Rüpelmucke eben ausmacht: Freude!

TORIAN sind schon lange in der deutschen Szene unterwegs. Mittlerweile liegt das dritte Album vor. Über die Jahre sind sie vielschichtiger geworden, bleiben den klassischen 80er-Metalstilen jedoch verhaftet. Da findet sich ein bißchen Thrash, ein bißchen Power, viel Melodic, hoher Gesang, Chöre ... Klingt alles gefällig und läuft gut durch. Doch letztlich bleibt es auch ein wenig bieder. »Dawn« bewegt sich im hergebrachten Rahmen und wärmt vieles auf. Knallige Ideen können die Jungs jedoch nicht liefern. Und damit ist das Ergebnis, eine von millionen Scheiben mehr, die okay ist, sich aber letztlich nicht aufdrängt. Also, kann man haben, muß man nicht.

Die polnischen Epic Metaller von PATHFINDER haben ja mit dem Debüt einigermaßen zugeschlagen. Nun liegt der Zweitling vor. »Fifth Element« langweilt sich über die Spielzeit. Das bleibt ganz deutlich zu konstatieren. Im Prinzip setzen sie ihre Story des ersten Albums fort. Nur musikalisch ist alles megavertraut, Melodic-Epic-Metal-Klischees ohne wirklich griffige Ideen. Es fehlt Power, es fehlt Druck und es fehlt das gewisse Etwas. Letztlich verschmilzt die Scheibe im Wust ähnlicher gesichtloser Releases. Also bleibt unter'm Strich das gleiche Fazit wie schon zuvor.

Zusammenstellung: Otger Jeske